Zukunft aktiv gestalten

Das Jahr 2020 verlief für uns alle völlig außerplanmäßig. Obwohl Sachsen-Anhalt lange standgehalten hat, ist die Corona-Pandemie schließlich auch bei uns angekommen. Jens Hennicke veranschaulicht als Geschäftsführer des Medizinischen Dienstes der Krankenversicherung (MDK) Sachsen-Anhalt die Herausforderungen der Corona-Pandemie und blickt auf die kommenden Entwicklungen.

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Herr Hennicke, wie hat sich die Pandemie auf die Arbeit im MDK Sachsen-Anhalt ausgewirkt?

Jens Hennicke: Im Bewusstsein, die Gesundheit aller zu schützen, mussten wir schnell reagieren. Mit unseren wichtigen Begutachtungsaufgaben im medizinischen und pflegerischen Bereich stehen wir in Kontakt mit Personengruppen, für die einerseits ein erhöhtes Infektionsrisiko durch das Corona-Virus und andererseits die Gefahr eines schweren Infektionsverlaufes besteht. Wir haben also zeitnah gehandelt und Maßnahmen ergriffen, die sowohl die Gesundheit der besonders gefährdeten Personengruppen als auch die unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schützen.

Welche Maßnahmen waren das?

Jens Hennicke: Wir haben zum Beispiel die Hausbesuche bei unseren Pflegebegutachtungen durch telefonische Interviews ersetzt. Per Gesetz waren unsere regulären Qualitätsprüfungen in den ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen zeitweise ausgesetzt. Um die Einrichtungen dennoch bei den Herausforderungen der Pandemie zu unterstützen, haben wir im ersten Lockdown eine Hotline eingerichtete, über die wir zu Hygiene- und Schutzstrategien beraten haben. Auch im zweiten Lockdown konnten sich die Einrichtungen über eine Hotline an uns wenden, wenn sie die Sicherstellung der pflegerischen Versorgung gefährdet sahen. In unserem großen Geschäftsbereich Medizin haben wir die körperlichen Untersuchungen ausgesetzt, um Kontakte zu minimieren und dadurch das Infektionsrisiko zu verringern. Zudem wurde im Geschäftsbereich Medizin die für uns vorgesehene Quote für Krankenhausabrechnungsprüfungen durch den Gesetzgeber von 12,5 Prozent auf 5 Prozent reduziert, um die Krankenhäuser zu entlasten. Die gesetzlichen Corona-Maßnahmen führten intern partiell zu einem Rückgang des Arbeitsvolumens, den wir jedoch flexibel abfedern konnten, indem wir die Bereiche mit hohem Auftragsaufkommen verstärkt haben.

Mussten Ihre Beschäftigten denn fürchten, dass sie durch die Einschränkungen mit der Zeit keine Aufgaben mehr haben?

Jens Hennicke: Diese Sorge hat mich sehr umgetrieben. Wie schon gesagt konnten wir aber durch interne bereichsübergreifende Verlagerungen von Tätigkeiten alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weiterhin gut beschäftigen. Die Pandemie hat uns gezeigt, dass unsere Arbeitsabläufe so anpassungsfähig gestaltetet werden müssen, dass wir in derartigen Sondersituationen weiterhin arbeitsfähig bleiben. Außerdem leisteten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter freiwillige Hilfseinsätze, z. B. im Ministerium, in Pflegeeinrichtungen, Gesundheitsämtern oder anderen medizinischen Einrichtungen, sogar ein mobiles Testteam für Abstriche haben wir verstärkt. Darauf bin ich stolz.

Welche Maßnahmen haben Sie intern ergriffen, um den Gesundheitsschutz für Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu gewährleisten und damit die Arbeitsfähigkeit Ihres Medizinischen Dienstes sicherzustellen?

Jens Hennicke: Wir haben einen Corona-Krisenstab eingesetzt, der sich regelmäßig austauscht und die Anpassung unserer Maßnahmen berät. Wir haben ein umfangreiches Hygiene- und Testkonzept erstellt, welches neben der Einführung einer Maskenpflicht in den Dienststellen zum Beispiel regelmäßige Corona-Selbsttestungen unserer Mitarbeitenden enthält. Reisen oder Präsenzveranstaltungen wurden abgesagt, sodass die Kommunikation von Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vorrangig digital stattfindet. Mit einer großen Kraftanstrengung haben wir ermöglichen können, dass mehr als 90 Prozent unserer Mitarbeitenden flexibel im häuslichen Umfeld arbeiten können. Damit haben wir die Kontakte drastisch reduziert und die Arbeitsfähigkeit vollumfänglich gesichert. Trotz der räumlichen Trennung der Mitarbeitenden wurde der kollegiale Austausch gut aufrechterhalten. Hier hat sich unser eingeschlagener Weg der Digitalisierung von Arbeitsprozessen deutlich bezahlt gemacht.

Neben all den unvorhergesehenen Corona-Anpassungen mussten die grundsätzlich anstehenden Aufgaben und Entwicklungen im Jahr 2020 ebenfalls realisiert werden. Ein Stichwort dafür ist zum Beispiel das MDK-Reformgesetz. Welche Punkte standen auf Ihrer Agenda und was ist daraus geworden?

Jens Hennicke: Der Gesetzgeber hat uns bestimmte Fristen zum Errichten des Medizinischen Dienstes Sachsen-Anhalt vorgegeben. So hat sich der neue Verwaltungsrat bis zum 31.03.2021 zu konstituieren und einen Vorsitzenden nebst Stellvertretenden zu wählen. Ebenso hat er bis zu diesem Zeitpunkt eine Satzung für den künftigen Medizinischen Dienst Sachsen-Anhalt zu erarbeiten und zu beschließen. Wir gehen davon aus, dass alle geplanten Termine trotz Corona-Pandemie eingehalten werden und wir spätestens zum 01. Juli 2021 der Medizinische Dienst Sachsen-Anhalt als Körperschaft des öffentlichen Rechts sind. Bis zu diesem Zeitpunkt erfüllt der Verwaltungsrat des MDK Sachsen-Anhalt weiterhin seine Aufgaben.

Was ist Ihr Ausblick für das Jahr 2021?

Jens Hennicke: Vor 30 Jahren wurde der MDK Sachsen-Anhalt als eingetragener Verein gegründet. Nun errichten wir den Medizinischen Dienst Sachsen-Anhalt als Körperschaft des öffentlichen Rechts. Damit erhalten wir nicht nur ein neues Erscheinungsbild, sondern auch einen neuen Verwaltungsrat, der sich aus ehrenamtlichen Vertretungspersonen der gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung, der Patienten- und Selbsthilfeorganisationen sowie der Ärztekammer und der Pflegeberufe zusammensetzt. Parallel zu diesen Neuerungen sind wir optimistisch, dass wir dank praktikabler Testmöglichkeiten und wachsendem Impfstatus schrittweise etwas „Normalität“ zurückgewinnen. In Bezug auf unsere Arbeitsprozesse hat uns die Corona-Pandemie gezeigt, wie flexibel wir auf Veränderungen reagieren müssen. Um dies auch in Zukunft zu gewährleisten, werden wir unsere Strukturen im Rahmen des Projektes “ZukunftMD“ entsprechend anpassen. Wir wollen damit unsere Effizienz und Produktivität steigern und uns als moderner Dienstleister aufstellen. Deshalb habe ich das Jahr 2021 als Jahr der Veränderungen überschrieben.